Psychotraumatologie (Flexible Erziehungshilfe)

Eine Fachkraft für Psychotraumatologie kann im Rahmen von ambulanten Jugendhilfemaßnahmen in folgendem Kontext eingesetzt werden:

1. Traumabelastete Elternteile werden in ihrer Handlungsfähigkeit als Erziehende unterstützt und stabilisiert, um einer Überforderung oder Eskalation entgegenzuwirken.

2. Kindern und Jugendlichen wird geholfen, einen Umgang mit ihren traumatischen Belastungen zu erlernen und zu trainieren, damit diese im Alltag weniger Einfluss haben und zum Beispiel ein geregelter Tagesablauf mit geregeltem Schulbesuch wieder möglich wird.

Menschen mit unverarbeiteten traumatisierenden Erlebnissen sind häufig energielos, schnell reizbar bis hin zu aggressiv, ängstlich und haben sehr häufig Schlafprobleme und "Blackouts". Dies belastet in der Folge ihren Alltag und überfordert das Familiensystem, da die Zusammenhänge nicht verstanden werden und eine selbstständige Veränderung kaum möglich ist.
Nach akuten Erlebnissen folgt innerhalb der nächsten 4-6 Wochen die sogenannte Einwirkzeit. Danach zeigt sich, dass viele traumabelastete Menschen als sog. "Wechsler" oder als "PTBS" eingestuft werden können.
Betroffene, die schnell fachkompetente ärztliche, therapeutische oder beratende Hilfe bekommen oder annehmen, können stabilisierende und hilfreiche Unterstützung erhalten und somit in die Selbsterholung gehen.
Hier besteht allerdings eine enorme Versorgungslücke. Bis Menschen tatsächlich traumatherapeutisch eingebunden werden können, vergeht oft sehr viel Zeit. Bis dahin wirken das Trauma und die daraus entstandenen Symptome weiter und die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Folgestörungen steigt.

In der aufsuchenden Arbeit zeigt sich in Familien immer wieder, dass bestehende (Erziehungs-)Probleme auf traumatischen Belastungen basieren und eine medizinische oder therapeutische Unterstützung bisher fehlte oder kaum umgesetzt werden konnte.

Mithilfe einer ausführlichen Anamnese, u.a. des Kölner Risikoindexes, kann eine Vordiagnose erfolgen.
Gezielte Übungen zur Stabilisierung werden in weiteren Einheiten eingeübt und trainiert.

Je nach Diagnose und Bedarf können diese Übungen z.B. gegen Intrusionen oder zur Distanzierung eingesetzt werden. Diese "scills" bestehen z.B. aus Atemübungen, körperbasierten- oder Achtsamkeitsübungen. Es sind wöchentliche oder vierzehntägige stattfindende Einheiten möglich, wobei von einer max. Laufzeit von sechs Monaten ausgegangen wird. Die zeitlichen Abstände der Einheiten können im Laufe der Maßnahme immer länger werden.
Die Fachkraft für Psychotraumatologie kooperiert - falls vorhanden - mit in der Familie bereits tätigen Flex- oder SPFH-Kräften. Sie wird dann zusätzlich eingesetzt.
Bei akuter Belastung erfolgt keine Diagnostik, sondern nur eine Stabilisierung und ggfls. Begleitung / Vermittlung in Therapie.